Stimmung in einem zeitgenössischen Stil neu interpretiert
Der britische Modedesigner John Richmond hat beim Salone del Mobile seine erste Home Collection vorgestellt. Die JR-Linie ist zusammen mit Formitalia entstanden und spiegelt deutlich den Rock ’n’ Roll-Spirit der Luxusmodemarke wider: Tribal-Prints treffen auf edle Jacquards und JR-Monogramme. Neben Couchtischen, Lampenschirmen, Teppichen, Poufs und Kissen hat das Interior-Debüt Loungesessel und Club-Sofas im Angebot. Abgerundet wird die Home Collection mit einer schwarz lackierten „Music Corner“-Kommode, auf der Möbelmesse mit passendem Plattenspieler in Szene gesetzt. Im arcade-Interview erklärt John Richmond das Designkonzept, verrät wie es zur Zusammenarbeit mit Formitalia kam und hat zudem ein paar Ratschläge für junge Designer parat.
John, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer ersten Home Collection. Was hat Sie bei der Erweiterung ihres Portfolios angetrieben?
Ich gehöre zu einer Generation, in der Rock und Punk die Szene dominiert haben. Diese von Adrenalin geschwängerte Realität, die durch den rebellischen Geist dieser Zeit geschaffen wurde, habe ich geradezu aufgesogen und interpretiere diese Stimmung in einem zeitgenössischen Stil neu, indem ich Formen studiere, Stoffe auswähle und versuche, den Geist des Rock ’n’ Roll für die heutige Generation relevant zu halten. Die Möbel sind eine organische Erweiterung dieses kreativen Ethos und meiner Design-DNA und spiegeln die gleiche Inspiration wieder, die meine Arbeit bei Mode, Schuhen und Schmuck antreibt. Genauso habe ich mir beim Entwerfen vorgestellt, wie diese Stücke in meiner eigenen Wohnung aussehen würden.
Ihre Mode produzieren Sie schon lange in Italien. Jetzt die Kooperation mit Formitalia. Was bedeutet das Land für Sie als Designer?
Italien, insbesondere Mailand, hat für mich als Designer eine große Bedeutung. Vor 25 Jahren habe ich das Unternehmen JR nach Italien verlegt, um eine wirklich internationale Perspektive einzunehmen. Trotz der sich global verändernden Landschaft, bleiben Italien und Mailand Bastionen der Innovation und Exzellenz, insbesondere im Möbeldesign und natürlich in der Mode.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Formitalia?
Die Zusammenarbeit basierte von Anfang an auf gemeinsamen Werten und Visionen. Formitalia ist nicht nur ein Möbelhersteller, sondern verfügt auch über eine tiefe Liebe und ein Verständnis für Kunst und eine reiche Geschichte in der Zusammenarbeit mit Künstlern und Designern. Am wichtigsten für mich war, dass sie eine unerschütterliche Haltung gegenüber hochwertiger Handwerkskunst verkörpern, die nahtlos mit meiner eigenen Philosophie übereinstimmt.
Was können wir 2024 noch von JR erwarten?
Ich freue ich mich darauf, im Juni zur Herrenmodewoche nach Mailand zurückzukehren, an der wir schon seit einigen Jahren nicht mehr teilgenommen haben. Die Herrenmode liegt mir mit ihrer entspannten und dennoch lebendigen Atmosphäre besonders am Herzen. Darüber hinaus sind neue Projekte zu Kollektionen, speziellen Marketinginitiativen und neuen Store-Eröffnungen weltweit in Planung, die bis Ende des Jahres ausgerollt werden sollen.
Was raten Sie jungen Designern in diesen turbulenten und herausfordernden Zeiten?
Gegenüber jungen Designern betone ich gerne den Wert harter Arbeit. Hingabe und Ausdauer lassen sich durch nichts ersetzen. Was sie investieren, bekommen Sie auch wieder heraus. Allerdings ist es für Designer jetzt sicher schwieriger geworden, weil wir in einer Ära der Celebrity-Kultur leben, in der die Sichtbarkeit oft die Substanz überschattet. Darüber hinaus werden das KI-Zeitalter und neue Technologien zunehmend in den kreativen Prozess integriert. Mein Rat? Behaltet Eure kreative Integrität bei und akzeptiert gleichzeitig die Dynamik und Entwicklung der Branche. Die Fragen stellte Rüdiger Oberschür